Die Hintergrundinformationen bieten eine umfassende Einführung in das Thema demografischer Wandel. Anhand von Fakten und Zahlen wird untersucht, wie die Alterung der Bevölkerung die Arbeitswelt und die Gesellschaft beeinflusst. Außerdem werden die Demografiestrategie der Bundesregierung und Maßnahmen zur Fachkräftesicherung vorgestellt.
Die Menschen in Deutschland werden einerseits immer älter, andererseits werden immer weniger Kinder geboren. Die Folge ist, dass das Durchschnittsalter der Deutschen stetig steigt. Dieser demografische Wandel hat sowohl Auswirkungen auf die Gesellschaft als auch auf den Arbeitsmarkt. So ist seit Anfang der 1970er-Jahre die Zahl der Sterbefälle höher als die der Geburten. In den 1950er-Jahren hingegen gab es noch eine sogenannte Alterspyramide. Das Verhältnis der unter 20-Jährigen zu den über 59-Jährigen betrug damals zwei zu eins.
Von 2003 bis 2011 nahm die Bevölkerung in Deutschland kontinuierlich ab. Seit 2012 ist aufgrund einer hohen Nettozuwanderung wieder ein Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen. Im Jahr 2014 sind 1,46 Millionen Menschen nach Deutschland gezogen, eine solch hohe Zahl gab es zuletzt 1992. Gleichzeitig sind 2014 jedoch 914.000 Menschen aus Deutschland weggezogen. Insgesamt geht das Statistische Bundesamt davon aus, dass die Bevölkerung bis 2060 bei der Annahme einer moderat ansteigenden Lebenserwartung auf 73,1 Millionen zurückgehen wird. Das sind bis zu 9,1 Millionen Einwohner weniger als zur Jahrtausendwende. Dadurch werden auch viele Erwerbstätige fehlen.
Doch die Menschen werden nicht nur weniger, auch die Altersverteilung wird sich ändern. Der Anteil der älteren Menschen wird steigen. Bisher sind die Altersgruppen noch recht gleichmäßig verteilt. Im Jahr 2014 waren
Doch schon im Jahr 2030, so die Prognosen, werden Menschen ab 65 Jahren 27 Prozent der Bevölkerung ausmachen. 2060 wird dann jeder Dritte über 65 Jahre alt sein.
Dieser Bevölkerungsrückgang führt zu Fachkräfteengpässen in verschiedenen Regionen und Branchen. Ein Beispiel dafür ist die Energietechnik. Laut Angaben der Bundesagentur für Arbeit kommen hier auf 100 gemeldete freie Stellen nur 43 Arbeitslose, die das geforderte Profil mitbringen. Anzeichen für Fachkräftemangel gibt es in diesem Bereich in allen Bundesländern. Auch in den Gesundheits- und Pflegeberufen herrscht Arbeitskräftemangel. So kommen im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege im Bundesdurchschnitt auf 100 gemeldete freie Stellen nur 80 Arbeitslose mit dem geforderten Profil. Im Bereich der Altenpflege sind es lediglich 40.
Dass Deutschland in einigen Jahren ganz anders aussehen wird als heute, hat zwei Ursachen: Zum einen sind die Babyboomer-Jahre längst vorbei. Die Geburtenrate in Deutschland ist seit Ende der 1960er-Jahre immer weiter gesunken. Die zusammengefasste Geburtenziffer des Jahres 2014 betrug in Deutschland 1,47 Kinder je Frau. Um einen Rückgang der Bevölkerung aufzuhalten, wären jedoch durchschnittlich 2,1 Kinder nötig. Vor allem hochqualifizierte Frauen entscheiden sich häufig gegen eine Familie.
Zum anderen steigt die Lebenserwartung der Menschen schon seit 150 Jahren. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass Jungen, die im Jahr 2060 geboren werden, im Schnitt 84,8 Jahre alt werden und Mädchen sogar 88,8 Jahre. Die medizinischen Fortschritte und die Lebensumstände sorgen dafür, dass viele Menschen auch im Alter körperlich und geistig leistungsfähiger bleiben.
Jedes Alter zählt. So lautet das Motto der Bundesregierung. Da der demografische Wandel einschneidende Veränderungen für Deutschland mit sich bringen wird, hat sie im April 2012 eine Demografiestrategie auf den Weg gebracht.
Dabei hat die Regierung die folgenden Lebensbereiche besonders im Blick:
Auch Generationengerechtigkeit ist wichtig, denn Chancen und Lasten müssen fair verteilt werden. Da der demografische Wandel zudem Auswirkungen auf die Wirtschaft hat, müssen die Staatsfinanzen und die Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme gesichert werden. Dies soll unter anderem durch sozialpolitische Reformen, einen konsequenten Schuldenabbau sowie eine Modernisierung der öffentlichen Verwaltung geschehen.
Die Familie ist die kleinste Einheit der Gesellschaft. Hier werden die Grundsteine für Chancen und Bildung von Kindern gelegt, hier halten Generationen zusammen. Auch bei der Pflege älterer Menschen spielt die Familie eine große Rolle. Deshalb müssen vor allem Eltern gestärkt werden. Aber auch Paaren muss Mut gemacht werden, sich für eine Familie und Kinder zu entscheiden.
Ein zentrales Thema in diesem Zusammenhang ist die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dabei geht es nicht nur um den Ausbau der Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren. Politik, Betriebe, Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften müssen zusammenarbeiten, damit die Arbeitswelt familienfreundlicher wird. Das betrifft beispielsweise auch flexiblere Arbeitszeitmodelle. Das Gleiche gilt für die Hochschulausbildung. So müssen die Rahmenbedingungen für ein Studium mit Kind verbessert werden. Zudem gilt es, familienunterstützende und haushaltsnahe Dienstleistungen auszubauen.
Das Wissen der Menschen, ihr Können und ihr Engagement sind entscheidend für die Entwicklung einer Gesellschaft. Der demografische Wandel führt dazu, dass es immer weniger Erwerbstätige gibt, die in Unternehmen aktiv und kreativ sind oder die zukunftsfähige eigene Unternehmen gründen. Deshalb gilt es, die vorhandenen Potenziale besser auszuschöpfen – also Menschen, die bisher wenig oder gar nicht am Erwerbsleben teilhaben, in das Erwerbsleben einzugliedern. Hierzu zählen vor allem Frauen, ältere Menschen, junge Menschen, denen der Übergang von der Schule in den Beruf bisher nicht gelungen ist, Menschen mit Behinderung, Deutsche mit Migrationshintergrund sowie ausländische Fachkräfte.
Vor allem Investitionen in Bildung sowie Ausbildung und Weiterbildung zahlen sich aus. Was zählt, ist nicht die Quantität, also die Größe der Bevölkerung, sondern die Qualität und damit der Bildungsstand der Bevölkerung und die Produktivität. Bildung von jüngster Kindheit an ist der Schlüssel für Wohlstand und Wachstum. Parallel dazu muss die Gründerkultur in Deutschland angekurbelt werden. Außerdem stehen Forschung und Entwicklung im Mittelpunkt zahlreicher Förderprogramme.
Ergänzend zur Sicherung der Fachkräfte im Inland sollen gut ausgebildete Menschen aus dem Ausland angeworben werden. Hierzu gibt es die sogenannte Hochqualifizierten-Richtlinie. Eine Willkommenskultur, eine leichtere Anerkennung von Berufsabschlüssen und Studienabschlüssen sowie die Integration der Familien soll Deutschland ins Blickfeld qualifizierter Arbeitnehmer aus dem Ausland rücken. Aufgrund des akuten Fachkräftemangels wurden beispielsweise bereits die Karrieremöglichkeiten für Ärzte und Ingenieure durch eine Erleichterung des Anerkennungsprozesses ihrer Studienabschlüsse verbessert. Auch durch die aktuelle Flüchtlingswelle kommen viele qualifizierte Arbeitnehmer nach Deutschland.
Somit bekommt auch das Thema Integration einen noch größeren Stellenwert als bisher. Migrationsberatung sowie allgemeine und berufsbezogene Sprachförderung sind hier zwei wichtige Bausteine. Zudem gibt es gezielte Informationskampagnen, um zum Beispiel Geflüchteten den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern. Damit Deutschland zukunftsfähig bleibt, müssen auch die Potenziale jener Menschen mit Migrationshintergrund genutzt werden, die schon länger in Deutschland leben. Hier gilt es gerade auch, Kinder und Jugendliche zu fördern. Frühkindlicher und schulischer Bildung kommt eine große Bedeutung zu.
Die Zukunft der sozialen Sicherungssysteme hängt eng mit der Zahl der Erwerbstätigen zusammen. Krankenversicherung, Pflegeversicherung und Rentenversicherung müssen finanzierbar bleiben. Der demografische Wandel schlägt hier gleich doppelt zu. Auf der einen Seite nimmt der Staat weniger ein, weil weniger Menschen in die Sozialsysteme einzahlen. Auf der anderen Seite steigen die Ausgaben, denn Menschen beziehen länger Rente, ältere Menschen werden häufiger krank und müssen gepflegt werden.
Um dem entgegenzuwirken, sind Reformen nötig. Mit der Förderung zusätzlicher privater Altersvorsorge und der Verlängerung der Lebensarbeitszeit wurden bereits erste Schritte eingeleitet. Details sind in den Hintergrundinformationen zur Rentenversicherung und zur Rente mit 67 zu finden.
Auch das Gesundheitssystem befindet sich in einem umfassenden Reformprozess. So wurde im Jahr 2012 die freiwillige private Vorsorge für den Pflegefall eingeführt, die seit 2013 steuerlich gefördert wird. Zudem kann jede Krankenkasse seit 2015 einen individuellen und einkommensabhängigen Zusatzbeitrag von ihren Versicherten erheben. Der Arbeitgeberanteil zur gesetzlichen Krankenversicherung wurde bereits 2011 bei 7,3 Prozent eingefroren. Künftige Kostensteigerungen müssen die Versicherten allein tragen. Details sind in den Hintergrundinformationen zur Krankenversicherungund zur Pflegeversicherung zu finden.
Darüber hinaus soll verstärkt die Devise Vorbeugen statt Heilen gelten. Das bedeutet, dass derjenige, der in jungen Jahren gesund lebt, in fortgeschrittenem Alter seltener krank und später pflegebedürftig wird. Prävention wird immer wichtiger, damit Menschen gesund altern.
Dass Menschen mit Mitte oder Ende 50 nicht mehr berufstätig sind, erscheint nicht mehr zeitgemäß. In einer alternden Gesellschaft muss eine Kultur des längeren Arbeitens entstehen. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass ältere Arbeitnehmer mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen ein hohes Gut sind. Um sie zu halten, braucht es jedoch auch altersgerechte Arbeitsplätze. Diese beinhalten unter anderem
Selbstbestimmt zu arbeiten und zu leben, das wünschen sich die meisten älteren Menschen. Dazu gehört altersgerechtes Wohnen, ohne das gewohnte Umfeld verlassen zu müssen, und würdevolle Pflege, sei es durch die eigene Familie in Zusammenarbeit mit ambulanten Diensten oder in Wohneinrichtungen. So lange es geht, sollen und wollen Senioren aktiv bleiben und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Die Förderung des ehrenamtlichen Engagements ist ein Weg, von den Kompetenzen älterer Menschen zu profitieren.
Die einzelnen Regionen in Deutschland leben von der Industrie, vom Mittelstand, von der Landwirtschaft oder vom Tourismus. Insbesondere aus strukturschwachen beziehungsweise ländlichen Regionen wandern viele junge Menschen in die Ballungsgebiete ab. Die Folge ist, dass die betroffenen Gemeinden verarmen. Zahlreiche ländliche Regionen im Osten Deutschlands sollen, so Prognosen, bis 2030 etwa ein Viertel ihrer Einwohner verlieren. Junge Menschen zieht es in Zentren und Metropolen, um dort eine Ausbildung zu beginnen, ein Studium zu absolvieren oder Arbeit zu finden. Die Folge ist, dass manche Regionen stärker altern als andere.
Die Lebensqualität für jüngere und ältere Menschen muss jedoch in allen Teilen Deutschlands gleichermaßen gesichert sein. Das betrifft nicht nur die medizinische Versorgung, sondern zum Beispiel auch die Mobilität, besonders den öffentlichen Personennahverkehr sowie kulturelle Angebote. Ländliche Regionen dürfen nicht verkümmern. Aber auch in den Städten müssen Alt und Jung stärker als bisher zusammenfinden.
Weltweit zählt Deutschland neben Japan zu den Gesellschaften, die am schnellsten altern. Auch in Bezug auf den Bevölkerungsrückgang ist Deutschland stark betroffen. Nach Prognosen des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) wird, im Vergleich zum Jahr 2014, bis zum Jahr 2060 die Bevölkerung um 12 Prozent schrumpfen. Polens Einwohnerzahl wird sogar um 13,5 Prozent zurückgehen. Auch kleinere Länder haben zu kämpfen: Bulgarien beispielsweise wird fast ein Viertel seiner Einwohner verlieren. Andere Länder, darunter zum Beispiel Luxemburg, Großbritannien, Schweden, Norwegen oder Irland, verzeichnen Bevölkerungsgewinne. Insgesamt ist Europa der einzige Kontinent, für den ein Bevölkerungsrückgang angenommen wird.
Deutschland kann jedoch in anderer Beziehung zum Vorreiter werden, nämlich im erfolgreichen Umgang mit dem demografischen Wandel. Das Land hat Erfahrungen mit Umbau und Neuorientierung, sei es durch den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, durch die Wiedervereinigung 1990 oder zuletzt durch die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2007. Viele europäische Länder leiden immer noch unter den Auswirkungen dieser Krise. In Deutschland hingegen boomt der Arbeitsmarkt. Deutschland ist außerdem zu einem Einwanderungsland geworden und hat Erfahrung mit dem Thema Integration, die sich in der derzeitigen Flüchtlingskrise bewähren muss. Dies kann dem Land langfristig zugutekommen.
Vielfalt wird die Gesellschaft und Arbeitswelt in Zukunft mehr denn je prägen. Der demografische Wandel führt dazu, dass Alt und Jung zusammenarbeiten und zusammenleben, und dass Menschen aus anderen Kulturen nach Deutschland kommen, hier berufstätig sein und hier leben werden.
Viele Unternehmen und Organisationen haben längst erkannt, dass sie von dieser demografischen und kulturellen Vielfalt profitieren. Sie setzen auf das sogenannte Diversity Management. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass Menschen mit verschiedenen Hintergründen und Lebensformen gemeinsam besonders kreativ sind: zum Nutzen der Gesellschaft, der Kunden und Verbraucher, denn auch sie sind keine gleichförmige Masse.
Die Vielfalt für alle lebenswert zu gestalten, das ist die Herausforderung der Zukunft. Es ist nicht die Aufgabe des Staates oder der Unternehmen allein, vielmehr muss jeder Einzelne mitwirken.
Stand Juli 2016
Hallo, mein Name ist Jürgen Spenner. Ich arbeite als Berufsschullehrer am Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung in Leverkusen. Ich bin mittlerweile 43 Jahre alt und im Jahr 2012 von Paderborn nach Leverkusen gezogen. Dort arbeite ich als Lehrer in den Fächern Wirtschaftsinformatik, Datenverarbeitung, Betriebsorganisation, Betriebswirtschaftslehre, Informationswirtschaft und Volkswirtschaft.
Meine große Leidenschaft war schon immer die Informationsverarbeitung, insbesondere die Programmierung mit JAVA, SQL und Visual Basic.
Meinen ersten Computer habe ich mit 10 bekommen. Es handelte sich um den guten alten C64 von Commodore (auch liebevoll Brotkasten genannt!). Mit 13 Jahre gab es dann den ersten PC - ein 286er - mit 1 MB Arbeitsspeicher und einer Festplatte von 20 MB :-) eine Höllenmaschine. Der PC hatte damals noch keine Soundkarte, eignete sich aber bestens für das Spielen von Stunts, Monkey Island und Lemmings.